Lebewohl Signalfire!
Obwohl der Verlust von Signalfire für uns nicht erfreulich ist, müssen wir trotzdem verstehen, dass ein Projekt wie dieses leicht zu ersetzen ist. Auch müssen wir feststellen, dass die inner-US-amerikanische maoistische Bewegung durch ideologische Kapitulanten, die ihrem Wesen nach nur Opportunisten sind, welche nun endlich aufgehört haben sich Maoisten zu nennen, nicht geschwächt wird. Die Dinge entwickeln sich durch Brüche – Eins teilt sich in Zwei. Diese Wahrheit wird in den tagtäglichen Kämpfen bestätigt. Der Herausgeber von Signalfire hat uns ein kurzes Bekenntnis von solch einer ideologischen Degeneration vorgelegt, dass wir denken, dies erfordert eine öffentliche Antwort. Für eine gewisse Zeit betrachteten wir Signalfire als eine sehr nützliche Quelle, um Neuigkeiten über revolutionäre Kämpfe auch unter Menschen an anderen Orten zu verbreiten – das war hilfreich und eine Widerspiegelung einer guten internationalistischen Einstellung. Das Bekenntnis des Herausgebers ist nichts als ein Angriff auf den Maoismus und die Weigerung diese internationalistische Tradition fortzuführen.
Der Herausgeber hat zur Illustration seiner entlarvenden und revisionistischen Propaganda ein interessantes Bild gewählt. Ein Gemälde namens „Der schwarze Kreis“, gemalt 1915 von dem Künstler Kasimir Malewitsch. Auch wenn es oberflächlich betrachtet völlig harmlos ist, repräsentiert das Gemälde den fraglichen Artikel perfekt. Malewitsch wollte mit seinem Gemälde die traditionelle russische Frömmigkeit darstellen. Er erklärte außerdem, dass es den „verzweifelten Kampf der Kunst um Befreiung von den Lasten der objektiven Wirklichkeit“ repräsentieren würde.
Dieser Artikel ist eine wahnhafte Erzählung und auf jeden Fall von den Lasten der objektiven Wirklichkeit befreit. Geschmack an bürgerlicher moderner Kunst zu finden, welche vom Klassenkampf losgelöst zu sein scheint, ist an sich kein Verbrechen. Aber wenn diese Kunst für „kommunistische“ Propaganda verwendet wird, dann ist eine tiefer gehende Betrachtung notwendig. Jede Form der Kunst repräsentiert eine Klasse und eine Reihe von Klasseninteressen. Und sowohl dieses Kunstwerk, als auch der Artikel, versuchen dasselbe Ziel zu erreichen – nämlich den Klassenkampf zu verschleiern. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass der Autor diesen Künstler ausgewählt hat, der angeblich „von Stalin verfolgt“ worden ist. Mit diesem Stück begleitet er seinen Angriff gegen den Maoismus noch mit der Ablehnung von Genosse Stalin. Doch genug von der Kunst. Wir sollten nun die übrigen Hirngespinste diskutieren.
Zunächst die Verschleierung des Charakters des Projekts selbst. Der Autor besteht darauf, dass „diese Website seit ihrer Entstehung in der heutigen Form vor 5 Jahren immer das persönliche Projekt einer Einzelperson innerhalb der Vereinigten Staaten“ gewesen sei.
Wir wissen jedoch, dass es während einer gewissen Zeit als Medienprojekt der Maoist Communist Group präsentiert worden ist. Jedes persönliche Engagement war in dieser Zeit also diesem kollektiven Ganzen untergeordnet. Nun befindet sich das Projekt nicht mehr in ihren Händen. Daraus folgt, dass das Problem um den Herausgeber hier nicht so sehr ist, dass die Maoist Communist Group nicht Zeit und Mühen aufwenden will, um das Projekt am Laufen zu halten, sondern viel mehr, dass das Projekt für sie diesen Aufwand nicht wert zu sein scheint. Oder um es präziser auszudrücken, dass der Herausgeber nun aktiv Position gegen die ursprüngliche Zielsetzung des Projekts bezieht, ohne, dass die Maoist Communist Group ihre eigene Beteiligung in den letzten 5 Jahren einer kritischen Analyse unterzieht. Sie hat sich einfach aus der Affäre gezogen und macht weiter wie bisher. Andernfalls hätte das Projekt einfach an ein anderes Kollektiv übergeben werden können, welches die Verantwortung tragen könnte, es zu verwalten.
Anschließend fährt der Herausgeber mit wilden Anschuldigen fort, welche er zu keinem Zeitpunkt versucht zu untermauern:
„Ich betrachte die sogenannte ‚Internationale Kommunistische Bewegung“ mit ihrer Ausbreitung von sektenhaften Kleinstgruppen und der blinden Verehrung gescheiterter Bewegungen aus der Vergangenheit nicht länger als unterstützenswert“
Der Ursprung dieser Anschuldigung liegt in der Nicht-Anwendung des dialektischen Materialismus auf das Voranschreiten und das Wachstum des Kommunismus. Es erscheint beinahe als Parodie des Narrativ vom „Ende der Geschichte“. Rückschläge und Misserfolge können nicht einfach als selbsterklärende Rechtfertigungen für den eigenen Defätismus behandelt werden. Sie müssen analysiert werden, um aus ihnen Lehren für zukünftige Erfolge zu ziehen. Dies ist die wahre Essenz von Kontinuität und Bruch – der Essenz des Maoismus selbst. Obwohl er zumindest noch seichte Sympathien für den bewaffneten Kampf in Indien zeigt, findet es der Autor in seinem dumpfen Groll gegen die gesamte Internationale Kommunistische Bewegung (IKB) dennoch passend, diese Genossen den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen.
Dieser Fehler im Denken verfestigte sich in den Stellungnahmen der Virginia-Gruppe der Maoist Communist Group (welche sich später in der Richmond Struggle Committee Initiative [RSCI] auflöste). In diesen finden sich umfangreiche Anleihen bei den ultra-linken Abenteurern der Roten Brigaden aus Italien, so auch deren Unsinn von einem „totalen sozialen Krieg“. Dies wurde in einer von ihren früheren Genossen aus Boston veröffentlichten Stellungnahme dargelegt. In beiden Fällen, sowohl beim Autor als auch bei der RSCI, wird die ideologische und politische Rolle der Partei als führende Kraft negiert. Beide rutschen in eine Art militaristischen Fetisch ab. Alles in allem sank Signalfire dazu herab, nur noch Artikel über militärische Aktionen zu veröffentlichen. Durch diesen vollkommen subjektivistischen Standpunkt sackte es in Demoralisierung und Defätismus ab.
Der militärische Aspekt ist wichtig, jedoch nur ein Aspekt einer Revolution. Der Artikel rutscht noch tiefer in den schmutzigen und verzweifelten Bereich des Linksradikalismus hinab, indem er erklärt, dass der Marxismus-Leninismus-Maoismus – eine Ideologie, welche die fortschrittlichsten Teile des Proletariats auf der Welt in den höchsten Ausdrücken des Klassenkampfes vereint – nichts als „theologischer Idealismus“ sei. Diese volksfeindliche Arroganz stellt in ihrem Kern die Behauptung dar, dass die Kommunistischen Parteien, die für den Kommunismus kämpfen und in diesem Kampf viele Märtyrer verloren haben, nur fehlgeleitet und getäuscht wurden oder eben einfach nur Dummköpfe sind. Dasselbe erzählen uns unzählige bürgerliche orientalistische Artikel, welche die asiatischen Massen mit einer Schwarmintelligenz vergleichen. Wir denken, ihnen fehlt wohl der übersättigte Intellekt des ehemaligen Herausgebers von Signalfire. Dieser Herausgeber behauptet sogar, dass „die Kulturrevolution realistisch betrachtet ein entscheidendes Ereignis des 20. Jahrhunderts, welches den Zusammenbruch des Staatssozialismus als eine Art der Kapital-Akkumulation und der leninistischen Partei als der entsprechenden politischen Struktur darstellt“.
Diese Zurschaustellung eines groben individuellen Intellektualismus behauptet hier eine neue Synthese geschaffen zu haben, welche ausschließlich auf einer Fehlinterpretation der Lehren der Großen Proletarischen Kulturrevolution beruht! Dies wäre unvollständig ohne das Wiederkäuen des Geredes von einem „Fortbestehen des Stalinismus“, welcher in der Farce von einem Artikel namens „Blühen und Wetteifern“ von Chino hervorgehoben wurde, der sich wiederum des Wiederkäuens alter trotzkistischer Polemiken gegen die Mao-Tse-tung-Gedanken schuldig gemacht hat. Man könnte sagen, der ehemalige Herausgeber hat es geschafft, nicht nur das Kind mit dem Badewasser auszuschütten, sondern das Baden vollständig aufzugeben.
Als ob das nicht schon genug wäre, schreibt er, „losgelöst von solchen Differenzen ist die Bedeutung der Verteidigung jener Genossen, welche ihr Leben für die Verteidigung der grundlegenden Rechte des Volkes gegen völkermörderische ‚Counter-Insurgency‘-Politik nach wie vor klar“.
Wir stimmen damit überein, dass die Verteidigung dieser Genossen von Bedeutung ist und sind verwundert, wie die Schließung einer Website, kombiniert mit anti-maoistischen Verleumdungen unsere Genossen in Indien in irgendeiner Form verteidigen soll. Wir gehen davon aus, dass der Autor seine Fähigkeiten nicht so weit überschätzt, dass er glaubt in der Lage zu sein, die fraglichen Genossen physisch verteidigen zu können. Somit bleibt nur die ideologische Verteidigung, was das Gegenteil von dem ist, was er hier tut. Das ist klassischer Opportunismus und dieser zeigt sich hier klar und deutlich. Der Autor ist sogar mutig genug zu behaupten, dass die Internationale Kommunistische Bewegung irrelevant sei für die Klassenkämpfe in den Ländern, in denen diese entwickelt sind. Dies stellt eines der mangelhaftesten Verständnisse dar, die man bei einem sogenannten Kommunisten nur finden kann. Die kommunistische Bewegung an diesen Orten und überall ist nicht irrelevant – die kommunistischen Organisationen sind die Organisationen des Proletariats, ohne welche die Revolution unmöglich ist. Und seine Verzerrung und Negierung dieser Tatsache zeigt, dass er bei all seinem Gepolter nicht in der Lages ist, die Dinge in Bewegung zu betrachten. Vielmehr ist die Materie für ihn statisch, was alles andere als die marxistische proletarische Weltanschauung darstellt. Dies ist die faulige Normalität in den Reihen der Revisionisten aller Couleur und gehört zum Rüstzeug aller Verräter, Kapitulanten und verbitterter ehemaliger Genossen. Obwohl der Autor mutmaßlich noch einen Rest an Sympathie für die CPI (Maoist) hat, zeigt sich seine Schön-Wetter-Unterstützung in der Tatsache, dass dieser Rest an Sympathie bestenfalls auf etwas beruht, was die Genossen in Indien ablehnen. Er ist ganz klar ein Gegner dessen, für was sie stehen: Die Fortsetzung des langandauernden Volkskriegs, die Errichtung der Diktatur des Proletariats und die Fortsetzung der Revolution im Sozialismus bis zum Kommunismus.
Während er die maoistische Bewegung in aller Welt der Metaphysik beschuldigt, praktiziert dieser Scharlatan und Schwindler in Wahrheit selbst Metaphysik, indem er allgemein einen „Post-Sozialismus“ fordert. Die wahre Metaphysik ist die Unterordnung unter einen Dogmatismus der Bewegungen, welcher die Notwendigkeit der Avantgarde-Partei negiert. Dieses Bewegungs-Dogma ist eine ewige Sackgasse und hat nicht einmal kleine Siege hervorgebracht. Dieses sich an Bewegungen klammern ist genau das, was in den imperialistischen Zentren seit dem Zusammenbruch des Sozialismus vorherrschend war. Wir werden nicht für eine Rückkehr dieses unsinnigen Denkens eintreten und sind wirklich froh, dass dieser falsche Kommunist sich nicht länger als „Maoist“ aufspielt. Den sind wir glücklicherweise los!
Anschließend überlässt uns der Autor noch ein wenig mehr Arbeit: „ganz einfach die Notwendigkeit einer systematischen und tiefgreifenden ideologischen Arbeit, welche auf materialistischen Grundlagen fußt und mit maßvollen und ernsthaften Interventionen in die soziale Wirklichkeit verbunden wird“.
Diese maßvollen und ernsthaften Interventionen werden zweifelsohne von einer lokal begrenzten Massenorganisation ohne klare Linie wie der RSCI durchgeführt werden. Die Probleme dieses irrationalen Denkens sind zu zahlreich um sie alle zu nennen, doch beinhalten vor allem eine Rückkehr zu Empirismus, dem Hinterherlaufen von Bewegungen und linkem „Das-Rad-neu-Erfinden-Ismus“. Auch negiert die RSCI seit ihrem Bruch mit der Maoist Communist Group die führende Rolle der Avantgarde-Partei oder der Vorläuferorganisation der Partei. Ihre Position ist scheinbar, dass sie selbst überhaupt keine Fehler gemacht haben und stattdessen an sich der Aufbau der Partei ein Fehler ist. Sie reduzieren sich auf diese Weise selbst zu einem politisch neutralisierten Club von Aktivisten. Man kann die Demonstrationen von anderen besuchen, ja sogar jeden Tag seine eigene Demonstration organisieren, und trotzdem nach Brotkrumen bettelnd enden, um schließlich vom Imperialismus zerquetscht zu werden. Ohne all dem mit dem Aufbau einer Partei, welche in der Lage ist, die Macht zu übernehmen, einen Sinn zu geben, tut man nichts was für die kommunistische Sache von Wert wäre. Der Aufbau der Partei ist nach wie vor die Hauptaufgabe aller revolutionären Kommunisten innerhalb der USA.
Der Autor, früherer Herausgeber und hinterhältiger Verräter erklärt, dass „der westliche Maoismus andrerseits ganz einfach irrelevant ist und je schneller die Leute das begreifen, desto eher können wir damit beginnen eine kommunistische Politik zu entwickeln, die dem 21. Jahrhundert entspricht“.
Hier versucht er zu implizieren, dass es zwei voneinander losgelöste „Maoismen“ gäbe: einen östlichen und einen westlichen. Nachdem er die Internationale Kommunistische Bewegung bereits für irrelevant erklärt hat, ist dieses Manöver nun der Versuch zu verneinen, dass der MLM jemals universell gültig war. Rätselhaft, denn wenn er jemals Maoist gewesen wäre, dann wüsste er, dass die universelle Gültigkeit des Maoismus als dritte und höchste Stufe des Marxismus eben gerade der Knackpunkt unserer ganzen Ideologie ist. Doch natürlich ist dies für ihn nicht „relevant“. Doch für wen ist es relevant? Mit Sicherheit für jene Tausende, welche dafür kämpfen, welche dies nutzen, um ihre Praxis anzupassen, damit diese nicht im Dunkeln tappt. Doch einerlei, dies ist irrelevant für einen einzelnen Typen in einer Aktivistengruppe aus Virginia. Was für ihn relevant ist, ist ein schwammiger ultra-linker Kommunismus und was zum Teufel auch immer „Post-Sozialismus“ sein soll…
Wir könnten nicht enttäuschter von diesem grottenschlechten Ende eines ansonsten guten Projekts sein. Doch haben wir diesen Verlauf in unserem letzten Bericht über die Fortschritte unserer Bemühungen für den Aufbau Partei in Form der Red Guards Austin-Kaderschule bereits kommen sehen. Dort erklärten wir: „Einige Genossen haben den MLM völlig aufgegeben und wir hoffen sie über die Praxis und durch Überzeugung zurückzugewinnen“. Wir sollten hinzufügen, dass nicht alle für die Sache zurückgewonnen werden können. Einige sind zu arrogant und andere haben von Beginn an nur so getan als seien sie Maoisten.
Wir erwarten zu dieser Schrift keine Antwort und wir bezweifeln, dass der Autor des letzten Artikels auf Signalfire oder seine Organisation sich genug darum scheren, um eine zu verfassen. Wir verurteilen Genossen nicht dafür, entmutigt oder demoralisiert zu sein. Manchmal sind diese Arten von „Burnout“ unvermeidlich und wir sollten jenen helfen, die darunter leiden. Was wir nicht akzeptieren oder tolerieren können, ist das Propagieren von Defätismus und Demoralisierung als Schlussstrich unter Jahren der Arbeit (ohne jegliche Selbstkritik oder das Reflektieren der eigenen Rolle!), das Projezieren des eigenen „Burnouts“ auf Andere und die prinzipienlose Diskreditierung des MLM. Als Signalfire im Jahr 2011 begann ein vom Maoismus inspiriertes Projekt zu sein, veröffentlichte derselbe Autor einen Artikel namens „Lebewohl linksradiker Idealismus.“ Unglücklicherweise hat es vollumfänglich zum linksradikalen Idealismus zurückgefunden. Dies ist also unser „Lebewohl!“ an Signalfire. Wir erwarten neue Seiten, die seine vorherige Funktion als eine Quelle für Neuigkeiten und Theoretisches von Genossen an anderen Orten der Welt erfüllen. Ohne die individualistischen und arroganten Ausschweifungen dieses Herausgebers. Und sofern der Herausgeber dies lesen sollte: Wir danken dir dafür, dass du wissentlich oder unwissentlich bei der Schaffung vieler Maoisten geholfen hast, welche durch die Nachrichtenartikel, die du zugänglich gemacht hast, inspiriert worden sind. Wir freuen uns darauf dich in der Praxis zu widerlegen. Wenn unsere Antwort einigen Lesern zu hart erscheint, denken wir, dass die Darstellung ideologischer Auseinandersetzungen als Sektierertum ein Verhalten ist, das zu Liberalen passt, welche die Internationale Kommunistische Bewegung ihrer im Klassenkampf hart erkämpften Lehren berauben wollen. Solch ein niederträchtiges und opportunistisches Verhalten verdient eine zugespitzte Antwort wie diese.
Der MLM lebt, es lebe der MLM!
Red Guards Austin 2016
Übersetzung durch ein Übersetzungskomitee des Jugendwiderstand und auf unsere Verantwortung.
http://jugendwiderstand.blogspot.nl/2016/08/lebwohl-signalfire.html